Islamismus und seine Ursachen bekämpfen

Beschluss des Diskussionstages des 04. Januar 2024

Der Islamismus ist eine weltweite Bewegung, die in der Moderne entstanden ist. Der Islamismus betrachtet den (fundamentalistisch ausgelegten) Islam als politische Ideologie und lehnt jede Trennung von Religion und Politik ab. Dabei ist der Islamismus nicht einfach nur eine besonders traditionelle Auslegung des Islam, sondern eine Bewegung, die in vielen Punkten mit der islamischen Tradition bricht. Der Anspruch des Islamismus ist universalistisch, d.h. es wird die Herrschaft über alle Aspekte des Lebens angestrebt.
Der Islamismus ist eine antidemokratische, antifeministische, antikommunistische und antisemitische Ideologie. Dabei richtet er sich gegen »innere« und »äußere« Feinde, also nicht nur beispielsweise gegen Andersgläubige, sondern auch gegen Muslim:innen, die als nicht »islamisch« genug angesehen werden – also die große Mehrheit der Muslim:innen. So will man einen »bereinigten« Islam schaffen. Der Islamismus ist im gleichen historischen Moment wie der Faschismus entstanden und ist als Teil der extremen Rechten anzusehen.

Als politische Strömung setzt der Islamismus auf Massenpolitik. Oft erreichen Islamist:innen durch soziale Arbeit, Arbeit vor Ort und den Aufbau sozialer Räume insbesondere Menschen, denen sonst Anschluss fehlt und die unzufrieden sind. Während in der öffentlichen Diskussion Islamismus oft mit islamistischem Terrorismus gleichgesetzt wird, sind terroristische Strömungen nur eine Minderheit innerhalb des Islamismus. Größer und einflussreicher sind legalistisch-islamistische Gruppen, die unter Achtung der Gesetze versuchen, gesellschaftlichen Einfluss für ihre Ideologie und ihre Organisationen zu erhalten. Legalistische Islamist:innen bauen dabei eigene Verbände & Parteien auf, aber unterwandern auch bereits bestehende Verbände und Parteien. In Deutschland sind bspw. die Verbände DITIB und Millî Görüş legalistisch-islamistisch geprägt, während radikalere Organisationen wie Hizb ut-Tahrir insbesondere unter jungen Männern mit brutaler Sprache Erfolg haben.
Islamistische Bewegungen setzen auf eine Rhetorik, die an reale Unterdrückungserfahrungen anknüpft. Man verwendet gleichzeitig antiimperialistische Rhetorik und knüpft an imperiale Phantasien mit Bezug auf die historischen Kalifate an. Grade im Westen sind Islamismus und antimuslimischer Rassismus böse Zwillinge: Islamist:innen können unter Ausgrenzung und Diskriminierung leidenden Menschen in ihren Strukturen Raum geben und sie so indoktronieren; antimuslimische Rassist:innen nutzen den Verweis auf Islamismus, um pauschal gegen Menschen zu hetzen, die sie als muslimisch lesen – was besonders absurd ist, da sich der Islamismus gegen die Lebenspraxis der Mehrheit der Muslim:innen richtet. Beide menschenfeindlichen Ideologien stärken also einander.

Der Kampf gegen den Islamismus ist für uns Teil unserer antifaschistischen Praxis. Der Fokus kann hier nicht darauf liegen, schon gefestigte Islamist:innen zu überzeugen, stattdessen müssen wir als politische Linke eine soziale und politische Alternative für zu Recht wütende und desillusionierte Menschen bieten. Dafür ist Arbeit vor Ort, insbesondere in ärmeren Stadtteilen, und Organisierung im vorpolitischen Raum nötig. Nur als politische Linke können wir eine glaubhafte Perspektive gegen Islamismus anbieten, da wir sowohl Islamismus als auch die Zustände, die ihn begünstigen, ablehnen: Rassisismus, Imperialismus, Ausbeutung & soziale Ungleichheit.