Stalinismus gestern und heute

Die alten Hoffnungen, unwiderruflich mit dem Stalinismus gebrochen zu haben, scheinen sich nicht erfüllt zu haben. In Teilen der deutschen Linken ist es noch immer oder erneut „en vogue“ zu behaupten, dass der (zumeist in Anführungszeichen gesetzte) Stalinismus kaum mehr sei als ein antikommunistischer Kampfbegriff und eine Legende – ganz so, als wäre nicht ein reales geschichtliches Phänomen das Problem, sondern lediglich seine propagandistische Instrumentalisierung durch die Bourgeoisie. In der Beschönigung und geschichtsphilosophischen Rechtfertigung seiner Taten findet dieser historische Stalinismus seit einiger Zeit nicht nur ein eigenartiges Nachleben, sondern sogar eine politisch-theoretische Auferstehung. Dies jedenfalls hat der sozialistische Historiker Christoph Jünke in seinem Buch „Der lange Schatten des Stalinismus“ (Köln 2007) behauptet und von einem zu beklagenden Neo- und Philostalinismus gesprochen. 2018 dann hat er eine Anthologie mit klassischen Texten zur marxistischen Stalinismuskritik veröffentlicht. In seinem Vortrag wird er darstellen und diskutieren, was der historische Stalinismus gewesen ist, warum er von einem Neo- und Philostalinismus spricht, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt, und warum es von zentraler Bedeutung für die deutsche Linke ist, sich auch weiterhin mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Der Referent: Christoph Jünke lebt und arbeitet als Historiker und Publizist in Bochum. Er ist der Autor von „Der lange Schatten des Stalinismus. Sozialismus und Demokratie gestern und heute“ (Köln 2007), der Herausgeber von „Marxistische Stalinismus-Kritik im 20. Jahrhundert. Eine Anthologie“ (Köln 2018) und Verfasser zahlreicher Texte zum Thema.